Dr. Stefanie Dotzel
Hochsensibilität in der Psychologie
Hochsensibilität mit psychologisch-wissenschaftlichem Blick
Hochsensibilität wird in unserer Gesellschaft häufig gleichgesetzt mit Dünnhäutigkeit, psychischer Instabilität oder einer zarten Besaitung und definiert Hochsensibilität damit eher negativ; als Schwäche. Aus Sicht der psychologischen Wissenschaften bedeutet Hochsensibilität aber erst einmal "nur", dass eine Person auf dem Merkmal Sensibilität stark vom Durchschnitt abweicht - und zwar mit einer Abweichung nach oben.
Bei Hochintelligenten oder Hochbegabten ist das der gleiche Fall:
Kognitive Intelligenz wird wissenschaftlich über Intelligenztests gemessen, die den Intelligenzquotient oder IQ eines Menschen bestimmen. Der durchschnittliche IQ liegt in Deutschland oder in westlichen Ländern bei 100 IQ-Punkten. Hochintelligente Menschen haben einen IQ von mindestens 120 Punkten und weichen damit stark vom durchschnittlichen IQ ab - sie liegen über dem Durchschnitt. Man nennt sie dann "hochbegabt".
Beim Merkmal Sensibilität ist es das gleiche:
Hochsensible weichen auf dem Merkmal Sensibilität vom Durchschnitt ab; und zwar nach oben. Sie liegen über dem Durchschnitt (Da würde Ich ja behaupten: Das ist etwas Tolles!). Die Schwierigkeit beim Merkmal Sensibilität liegt eher darin, dass die bisher entwickelten Tests nicht in Zahlen ausdrücken lassen, mit welcher "Hochsensibilitäts-Punktzahl" ein Mensch hochsensibel ist. Mit wie vielen Punkten ist man denn hochsensibel? Und welcher Punktunterschied liegt zwischen einer durchschnittlich sensiblen Person und einer hochsensiblen? Beim Merkmal Kognitive Intelligenz lässt sich das ausrechnen, beim Merkmal Sensibilität - oder sensible, wahrnehmende Intelligenz - nicht.
Zudem kommt beim Merkmal Sensibilität erschwerend hinzu, dass das Merkmal Sensibilität ein sehr komplexes Merkmal ist. Hochsensible nehmen nicht nur grobstoffliche Dinge im "Außen" wahr, sondern auch Stimmungen, Schwingungen und Energien. Und diese lassen sicher bisher wissenschaftlich nur schwer messen (es gibt jedoch erste methodische Ansätze). Dadurch stellt sich die Frage danach, wie zuverlässig ein Fragebogen denn wirklich die Hochsensibilität einer Person abbilden kann, beim Merkmal Sensibilität noch viel mehr als bei anderen Merkmalen (wie bspw. der kognitiven Intelligenz). Subtil-energetische Tests existieren bereits und müssten - aus meiner Sicht - für eine entsprechende Diagnostik ergänzend hinzugezogen werden.